Internationalen J.G. Fichte-Gesellschaft

Der X. Kongress der Internationale Johann Gottlieb Fichte-Gesellschaft wird vom 4 bis zum 6. Oktober 2018 an der Aix-Marseille Universität in Aix-En-Provence (Frankreich) stattfinden. Der Titel des Kongresses lautet: “Gefühl – Natur – Intersubjektivität. Fichtes Realitätsverständnis”.

Die Frage, was wir zurecht als “real” anerkennen können, ja was “Realität” überhaupt bedeutet, ist in der philosophischen Diskussionslage, in deren Kontext Fichte seine Grundlegung der Philosophie als “Wissenschaftslehre” ausgebildet hat, zu einem zentralen philosophischen Problem geworden - die Positionen Maimons und Jacobis sind hier die prominentesten Beispiele. Fichtes Grundlage von 1794/95 geht auf diese Problemlage ein, indem sie den ursprünglichen Sinn der Realitätskategorie aus der absoluten (Selbst-) Setzungstätigkeit des Ich versteht, während die Realität des von ihm vorgestellten gegenständlichen Daseins dem Bewusstsein erst durch das Zusammenspiel von Einbildungskraft, Gefühl und Glaube evident werden kann. Diese in sich bereits höchst komplexe Konzeption von Realität hat Fichte zugleich in den Pflichten der Gelehrten durch den Gedanken angereichert, der Mensch habe wesentlich den Trieb, den Begriff der Vernunft auch außer sich “realisiert” zu sehen, d.h. auch anderen vernünftigen Wesen als solchen Realität zuzuerkennen. Dabei versteht Fichte durchgängig Realität als zugleich “ideal”, so dass ein dogmatischer Realismus bzw. Naturalismus zurückzuweisen ist. Fichte hat hiermit schon in der ersten öffentlichen Formulierung der Wissenschaftslehre die Grundzüge eines philosophischen Verständnisses von Realität dargelegt, das untrennbar ist von einer Theorie der Konstitutionsbedingungen des Bewusstseins und der Intersubjektivität. Ob diese Konzeption durch Fichtes späte These, allein dem Sein sei “letzte wahrhafte Realität” zuzuerkennen, während seine Erscheinung einen Bildcharakter habe und das mannigfaltige empirische Dasein (einschließlich der individuellen ‘Iche’) der wahrhaften Realität “ermangele”, eine Veränderung erfährt, ist eine allererst zu diskutierende Frage.

Der Titel des Kongresses will dazu anregen, die verschiedenen Facetten des Realitäts- und Wirklichkeitsproblems in Fichtes Philosophie zu thematisieren und die Bedeutung der Fichteschen Position in der gegenwärtigen Diskussion unter diesem Aspekt zu überprüfen – wobei  Strömungen wie der unlängst proklamierte “Neue Realismus” die philosophische Aktualität der von Fichte reflektierten Fragen nach dem Realitätsbegriff und den Bedingungen unseres Realitätsbezugs bezeugt.

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